Internetzeitalter – alles klar!

17. August 2015 - Ralf Hildebrandt

Wir haben es schwer. Solch tiefgreifende Veränderungen gab es noch nie. Das Internet verändert alles. Bald fahren auch noch die Autos von alleine. Wahnsinn. 

Wenn es in einem Projekt total drunter und drüber geht und man kaum noch weiß, wie es weitergehen soll (und das gibt es oft – erzählt bloß keiner) hilft es, sich daran zu erinnern, dass es die menschliche Gesellschaft schon immer mit tiefgreifenden Veränderungen zu tun hatte und es sich keineswegs um eine historische Singularität handelt.

Manufakturen um die Jahrhundertwende hatten mit Dynamik kein Problem. Und Elemente, um menschliche Kommunikation zu unterstützen, hat es auch immer schon gegeben. Könnte man sich heute noch vorstellen, wie das vor der Erfindung der Sprache ausgesehen hat? Und danach? Kann man sich die Umwälzungen durch die Erfindung der Schrift vorstellen? Oder des Buchdrucks? Des Geldes? Heute sehen wir das aus der Entfernung entspannt. Aber wie war das, wenn man mittendrin steckte? Man hatte sicherlich noch nicht einmal eine Ahnung davon, von was man eine Ahnung haben sollte. 

Und heute tun wir so, als wäre das, was sich gerade jetzt abspielt, erstens gewaltig und zweitens historisch einmalig. Aber leicht zu verstehen.
Da wäre es gut, wenn die Erinnerungen an die früheren Umwälzungen vielleicht ein wenig dazu beitragen könnten, dass wir mit den heutigen ein bisschen bescheidener umgehen. Und etwas länger darüber nachdenken; was ist hier los? Was geht da eigentlich vor? Und nicht beim erstbesten Gedanken, der Meinung sind, wir hätten schon verstanden. Selten macht man sich die Mühe einer echten Problembeschreibung, sondern springt gleich in Richtung Lösung voran. Es muss ja fix gehen. 

Bangkok,Thailand - February 02, 2015: Brainy smurf wears glasses character toy from The Smurf movie.  There are plastic toy sold as part of the McDonald's Happy meals.

Ein Vorschlag aus der Physik: in nicht überschreitbaren Grenzen denken.

Man kann die Temperatur von Wasser verändern. Im Bereich flüssigen Wassers finden sich jede Menge Verschiedenheiten. Angenehm warm, um sich zu waschen (Warmduscher) bis hin zu wohlschmeckend kühl, um sich zu erfrischen. Und es gibt Grenzen für kalt (Eis) und heiß (Dampf). Alles was Wasser sein kann, spielt sich zwischen diesen beiden Grenzen ab. 

Analog dazu: alles, was unternehmerische Organisation sein kann, spielt sich ab zwischen den Grenzen Hierarchie (Befehl-Gehorsam) und Heterarchie (Kollegialität-Team). Man kann über diese Grenzen nicht hinaus gehen, ohne die Tatsache Organisation als solche zu verlassen. Dazwischen schwingt es hin und her. Je nach historischer Situation. Wenn ich darüber hinaus denke, gibt es da natürlich auch noch ´was zu denken. Aber es ist nicht mehr Organisation.

Die frühen Bautrupps der Handwerksgilden hatten eine strenge Hierarchie. Aber sie kannten sehr wohl schon, was ein „Team“ ist. Nur mit Hierarchie baut sich kein Kölner Dom. Da braucht man Leute, die was drauf haben und die mit ihren Talenten und Fähigkeiten ernst genommen und integriert werden.
Was sich heute in den Unternehmen abspielt, ist leichter zu verstehen, wenn man sich daran erinnert, dass es den Problemtyp Umstellung von Hierarchie auf Heterarchie (oder umgekehrt) schon einmal gegeben hat. Vielleicht verschieden, aber vergleichbar. Mit dem Verstand kann man sehr verschiedene Dinge als ähnlich erkennen. Und wenn man Ähnlichkeiten erkennt gibt es etwas, worauf man sich beziehen kann: „aha – das hatte ich schon einmal verstanden!“

Das gilt es zu nutzen und nicht einfach so zu tun, als würden heute nur lauter historische Singularitäten, Einmaligkeiten passieren, die überhaupt keinen Bezug zur Vergangenheit haben. Das ist einfach falsch, das ist zu eng.

Im Zündfunken findet sich vorab noch eine hörenswerte Metapher auf unsere Zeit: Stonehenge. 
Viel Freude damit und … bis nächste Woche!

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