Klüger als sie denken

2. Dezember 2016 - Ralf Hildebrandt

Öfter bekommen wir (auf unsere Nachfrage hin) erläutert, wie es nach langem Anlauf endlich gelungen ist, dass sich die Dinge nun deutlich gebessert haben – endlich läuft es mit dem Service besser, endlich ist das neue Angebot marktreif, endlich bessert sich die Qualität.

Wir hören uns das gerne an, woran es gelegen hat! Uns freut das schließlich auch. Die Erzählungen sind öfter sehr detailreich und über 15 bis 20 Minuten lang. Damit auch ja nichts vergessen wird. Die Zeit fliegt – schon ist ein Jahr um! Da ist man sehr sorgfältig mit der Beobachtung des eigenen Erfolgs. Verständlich. Und auch das Top-Management wird das genau wissen wollen. Zur Präsentation ist man schon geladen.

Und doch lassen die Berichtenden das Geheimnis des Erfolges immer im Dunkeln. Denn wenn der Grund für den Erfolg einfach nur das wäre, was man da so erzählt bekommt, könnte man es ja in jedem anderen Bereich des Unternehmens einfach wiederholen. Aber genau das geht offensichtlich nicht. Was fehlt in der Erzählung? 

Konfrontiert man die berichtenden Manager mit diesem Gedanken, tritt regelmäßig Irritation ein: „Haben die mich vielleicht nicht richtig verstanden? Dann erkläre ich das eben anders…“ Man führt also weitere Aktivitäten an, die auf den Erfolgsweg geführt haben. Wir bieten daraufhin dieselbe These noch einmal an: „Ok – dann könnten sie es in ihren anderen Werken ja einfach ebenso machen und der Laden läuft wieder, oder?“

Dann wird man nachdenklich. Oder man empfindet vielleicht Mitleid mit uns: „Also gut – was soll das denn sein, was in der Erzählung weggelassen wurde?“

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In jedem Konzern gibt es das, was wir Höchstleistungsinseln nennen – das kennen Sie (vielleicht). Also etwas, das an einer bestimmten Stelle funktioniert und sonst nirgends. Das will man natürlich nutzen. Indem man genau hinschaut. Was machen die da im Werk Tupfeling genau – wie machen die das? Kann man das in Opferling nicht auch so machen? Man muss doch nur genau verstehen, was da gelaufen ist! Man versucht es dann auch und es scheitert immer. So ist das heute. Früher konnte man sich ein Unternehmen als Maschine denken und aufbauen. Da musste man tatsächlich nur verstehen. Aber heute?

Heute verlangt die Dynamik, dass man wohl oder übel eine zur Überraschung passende Idee parat haben muss. Eine Maschine liefert die nie. Das ist die Sache der Menschen. Ein Mensch kann etwas wollen – er kann wollen, dass am Ende eines Prozesses Qualität herauskommt. Er kann wollen, dass man aus der Krise kommt. Das ist der Unterschied zwischen Mensch und Maschine.

Dann stellt sich die Frage, warum wollen die das in Tupfeling? Und in Opferling nicht? Warum hat das „Wollen-wollen“ im einen Betrieb Konsequenzen und im anderen nicht? 

Das hängt fast immer damit zusammen, dass Menschen, die etwas wollen, von jemand anderem dazu angestiftet wurden. Die will das ja auch! Das macht auf mich schon Eindruck, dass die das auch will… Das ist ein Vorbild für mich. Damit sind wir schon zwei, die dasselbe wollen. Wir wollen etwas zusammen! Das ruft andere auf den Plan: was ist da los? Was wollen die? Kann man da mitmachen? 

Der Grund von Erfolg (bei Dynamik!) ist immer, dass jemand mit seinem Wollen ansteckend ist für andere.

Nichts anderes – darauf läuft es immer hinaus. Alles andere ist die Konsequenz daraus. Manche Menschen handeln sich durch ihr Wollen Ansehen ein. Das führt schließlich zu enormer Leistung. Alle Höchstleistungskulturen, die „etwas erreichen wollen“ gehen immer auf solche Führungstalente zurück. 

Übrigens: die Talente selbst akzeptieren sich als Ursache der Leistung selten bis nie. Das hat Gründe – vielleicht gibt es dazu einmal einen extra Blog Post. Ein knappes „Herr Töchterlein – Sie sind eben wie sie sind und damit der Grund für das, was geschehen ist“,  macht es für die Talente jedenfalls nicht erträglicher. 

Eine Anmerkung in eigener Sache, werte Leser:
damit genug Zeit für die Arbeit an populär verdünnter Sekundärliteratur zum Grundlagenwerk „Denkwerkzeuge der Höchstleister“ bleibt (´mal sehen, wo das hinführt), erscheinen unsere Blog Posts für die nächste Zeit in 14-tägigem Rhythmus. 

Bis übernächste Woche!

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Bildnachweis: AvigatorPhotographer 494919574

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