Meetingelend – warum nur?

15. April 2015 - Ralf Hildebrandt

Man kann in Organisationen, Unternehmen, Sozialsystemen ganz alberne Dinge tun. Mit hochintelligenten Menschen, wohlgemerkt. Man wundert sich selbst darüber, was man so alles tut, obwohl nichts dabei herauskommt. Nebenbei – wenn hier vom „Unternehmen“ die Rede ist, sind damit nie die Menschen gemeint. Sondern die Organisation hinter deren Rücken, die man sich mit der Zeit eingehandelt hat. 

Die meisten Meetings gehören zu diesen albernen Dingen. Man beklagt sich über den kaum wahrnehmbaren Nutzen, aber kein Berater hat sie mit keiner Technik effektiver machen oder gar abschaffen können. 

Woher kommt das Elend mit den Meetings? Der Systemtheoretiker fragt nach dem Grund, bevor er sich an die Arbeit macht. Alles was in der Welt ist, ist es schließlich aus einem bestimmten Grund. 

Wozu ist ein Meeting da?
Übliche Antwort: um Informationen auszutauschen. Oder schlimmer noch: Gedanken.
Dazu ist ein Meeting gar nicht da. Aber durch die falsche Antwort ist das Ritual eines Meetings unangreifbar. Man sieht das eigentliche Problem nicht. Das Meeting hat damit unabsichtlich einen Schutzraum erhalten. Zur Lösung des Scheinproblems kann man sich dann jede Menge Methoden einfallen lassen und die auch verkaufen. Wer hatte noch nicht grüne und rote Kärtchen in der Hand. Kurzfristig positive Effekte gibt es dabei immer. Das Problem bleibt dabei aber im Kern unberührt und so ist man bald wieder in derselben Routine gefangen.

Ein Meeting (als Ritual, wohlgemerkt) ist aber nur dazu da, Strukturen sichtbar zu machen. Zum Beispiel Machtstrukturen. Die Chefin darf einladen und alle Anwesenden langweilen. Und dagegen kann man nichts tun. Will man dagegen die Chefin mit einem Meeting langweilen, wird man mit Gegenwind rechnen müssen. Danach ist allen klar, wer die Macht hat und wo oben und unten ist. 

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Diese Funktion benötigt ein Unternehmen!
Besonders, wenn es sich um ein stark gesteuertes Unternehmen handelt. Das Sozialsystem wird durch das Meetingritual gestützt. Durch Argumente lässt sich Macht nicht stabilisieren. Wenn ein Manager das versteht und das Ritual abschafft, wird er in große Schwierigkeiten geraten. Er würde zur Lachnummer werden und die Macht würde sich demontieren. Es sei denn, er findet eine Alternative zum Meeting, um die Macht zu stabilisieren. 

Im Original können Sie das im Zündfunken nachhören. Inklusive Bonus; d.h. einen Hinweis, wo man Meetings als Werkzeug sehr gut brauchen kann. 

 

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Bildnachweis: iStock/13062775-Amanda Lewis

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