Ihr guten Manager – seid gefälligst überlastet!

28. August 2015 - Ralf Hildebrandt

Wird das Ende des Arbeitstages durch Erschöpfung oder Vernunft definiert? Fällt man vom Stuhl?

Ein Überlastungsproblem kann man mit Fleiß nicht lösen. Das sieht man daran, dass am Ende des Tages immer Arbeit liegen bleibt. Der Tag könnte 25 Stunden haben. Und es würde nicht reichen. Der eine oder andere wird das kennen. Wie um Himmels willen hat man sich so etwas eingehandelt? Wo kommt das her?

In diesem Post verwenden wir ein Fundstück aus einem Workshop. Natürlich anonymisiert und freigegeben. Die Audio-Qualität des Zündfunkens ist nicht die beste. Das macht der Inhalt wett. Es gibt in unseren Projekten viel Verwirrung rund um das Thema. Und ständig Fragen dazu. 

Typisch für viele Unternehmensbereiche ist das Arbeiten unter Überlastung. Es ist üblich und heimlich gefordert, dass sich jeder bis an oder jenseits seiner Grenzen belastet – ohne zu jammern. Muße zum Nachdenken gilt als Müßiggang.

Es sind zwei Formen der Überlastung zu unterscheiden.

1. Destruktive Überlastung
Destruktiv ist Überlastung, wenn sie durch einen dauerhaften Mangel an Ideen verursacht ist. Irrtümlich wird die Ursache meist in der Menge der zu erledigenden Arbeit vermutet. Richtig ist, dass dauerhafte Überlastung Kreativität und damit Leistung mindert. In diesem Fall ist Überlastung ihre eigene Ursache. Wir nennen sie deshalb destruktiv. Beispiele sind Projekthavarien oder Zentrumsdienste. Destruktive Überlastung ist Ursache und nicht Wirkung permanenter Hektik.

2. Konstruktive Überlastung
Konstruktiv nennen wir eine Überlastung die kurzfristig zur Umsetzung einer Idee auftritt. Zum Beispiel ein innovatives Projekt. Hier ist Anstrengung anregend und befriedigend, wie beim Sport. Konstruktive Überlastung ist ein Merkmal von Höchstleistung. Diese Überlastung verschwindet, wenn das Problem gelöst ist.

Überlastung

Zur Darstellung: bei hoher Dynamik erzeugt die Dominanz des Blauen destruktive Überlastung. Dies erzeugt Ideenmangel. Ideenmangel reduziert die Leistung. Zu wenig Leistung erzeugt Überlastung. Das erzeugt wiederum Ideenmangel. Und so weiter… 

Das kann ja niemand wollen, werden Sie vielleicht denken. Stimmt. Aber es ist so in der Welt. Das ist ein Hinweis darauf, dass Menschen ihre Organisation nicht „machen“. Sie handeln sie sich ein. Mit der Zeit. Aber wo kommt das her? 

Überlastung ist ein destruktiver Schutzraum, der nicht einfach „entfernt“ werden kann. Er wird vom Immunapparat der eigenen Kultur geschützt. Zum Beispiel gilt die Demonstration der eigenen Überlastung nicht als Schwäche, sondern als Qualitätsmerkmal („Statushektik“). Wenn Überlastung ein Schutzraum ist, verführt dies dazu, dafür zu sorgen, dass immer mehr Arbeit sichtbar ist, als erledigt werden kann. Und als Grenze der eigenen Belastbarkeit ist nur die eigene Erschöpfung anerkannt.  Keine neuen Ideen! Das kostet nur Zeit!

So erklärt sich auch, dass Verbesserung von Prozessen kulturell torpediert wird, wenn dieser Schutzraum der Überlastung gefährdet wird. Der Grund für die Überlastung ist nicht die viele Arbeit, sondern die Notwendigkeit des Schutzraums. Denn auch bei üblicher Überlastung bleibt jeden Tag Arbeit unerledigt. So sitzt man in der Falle. Fallen entkommt man selten mit Gewalt. Aber mit List!

Bei Höchstleistern dominiert ein optimales Verhältnis von Rot und Blau in allen Bereichen und wird von der Kultur gefördert und stabilisiert. In „normalen“ aber dennoch erfolgreichen Unternehmen existiert Höchstleistung nur in heimlichen Inseln. Deshalb empfehlen wir diesen Unternehmen diese Inseln zu finden und als Vorbild zu nutzen. Das ist der einzige Ausweg aus der Überlastungsfalle. 

Mehr dazu finden Sie hier im Zündfunken.

Bis nächste Woche!

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