Warum man Führung nicht lernen kann

3. Dezember 2015 - Ralf Hildebrandt

Einer der wichtigen Faktoren für dynamikrobuste Höchstleistung ist ein Management, das nicht nur steuern sondern auch führen kann. Dabei ist wichtig einzusehen, dass nicht jeder Vogel fliegen kann. Nicht jeder Vogel kann fliegen und nicht jeder Manager kann führen. 

Trotzdem ist Führung eines der häufigsten Seminarthemen für das Management:
Kollegiale Führung, Humane Führung, Führung von Mitarbeitern, Führung durch Motivation oder gar Selbstführung. Es gilt als selbstverständlich, dass Führung etwas ist, was man lernen kann. In dynamischer Umgebung ist es wichtig einzusehen, dass dies nicht möglich ist.

Wir unterscheiden Führung von Steuerung und nehmen sie als zwei Aspekte von Management. Das kann man natürlich auch anders machen. Wichtig ist nur, dass beide Aspekte unterschieden werden.

Wer steuern will, braucht zunächst Macht. Das heißt eine Struktur, in der Anweisungen auch dann ausgeführt werden, wenn die Zustimmung fehlt. In Organisationen ist das nur dann ein Vorteil, wenn der Mächtige auch einen Wissensvorsprung besitzt. Durch die steuernde Anweisung wird dieser Wissensvorsprung nutzbar. Die Angewiesenen brauchen weniger eigenes Wissen – das spart Kosten. Solange also ein Wissensvorsprung gehalten werden kann, ist Steuerung ein intelligentes Organisationsprinzip.

Führung basiert auf Ansehen. Wer oft um Rat gefragt wird, der führt. Einen Rat kann aber nur geben, wer keine Macht hat. Den Rat eines Mächtigen könnte man nur mit hohem Risiko ablehnen. Er würde wie eine Anweisung wirken.

Wissen und damit Steuerung kann erlernt werden, von Lehrern, aus Büchern, durch Vorträge oder eben in Seminaren.  Ansehen und damit Führung ist ein sozialer Reflex auf talentbasiertes Können. Talent kann man nur entdecken und dann durch Üben fördern. Erlernen kann man es nicht.

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Wenn man die beiden Aspekte so unterscheidet, besteht Management aus einem lernbaren und einem nicht lernbaren Anteil.

In einem Seminar kann nur Wissen vermittelt werden. Man könnte auch üben, um Können zu entwickeln. Aber an welchem realen Problem? Im Seminar gibt es nur Aufgaben. Also künstliche Probleme für welche die Lösung schon bekannt ist. Die Bearbeitung tatsächlicher Probleme wäre nur möglich, wenn das Problem von allen Teilnehmern geteilt werden könnte. Wäre das möglich, wäre das Seminar ein Projekt.

Fazit: Moderne Unternehmensentwicklung ist die Initiative eines Führungstalents.
Es provoziert andere Talente zum Mitmachen indem es passende Probleme zeigt.

Steht das Talent zur Verfügung, dann sind Führungsseminare wie der Flugunterricht für Vögel. Fehlt das Talent helfen auch Führungsseminare nicht.

Bis nächste Woche!

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