Endlich ist er weg.

8. März 2019 - Ralf Hildebrandt

Wir sind ihn los! Jetzt wird es besser. Große Erleichterung. Der Seufzer war nicht zu überhören. Manche Zeitgenossen sind emotional für ihre direkte Umgebung eine große Belastung.

Willkommen zum Beitrag dieser Woche, liebe Leserinnen, werte Leser. 

Eine solche Belastung war auch Gründungsmitglied #3 für seine beiden (ehemaligen) Freunde und heutigen Vorstandskollegen. Als man die Trennung vom Querulanten und Bedenkenträger schließlich hinter sich gebracht hatte, war die Erleichterung unübersehbar. Es war jede Menge Porzellan zerschlagen worden. Aber nun war der Streit beendet. Endlich. Ein Problem weniger!

Man hat aber auch eines hinzu bekommen. Und das wird besonders dann übersehen, wenn das emotionale Problem vorher so riesig war, dass man nun, wo man es endlich überwunden hat, das Paradies auf Erden erwartet. Aber das tritt in den meisten Fällen nicht ein.

Wenn ein Gründungsmitglied geht, entsteht eine Wunde. Und die wird in ihrer Größe praktisch immer unterschätzt. Wie die anderen Gründungsmitglieder, hatte auch der Streithammel eine kulturstiftende Funktion, die für das Unternehmen wichtig war. Bzw. ist. Solange der Hammel da ist, fällt diese Funktion nicht weiter auf. Sie wird ja von ihm getragen und erfüllt. Und das Sozialsystem greift darauf zurück. Unbemerkt von den Protagonisten. Was genau diese Funktion ausmacht, stellt sich leider immer erst hinterher heraus, wenn das Blöken längst verstummt ist. 

Eines muss man also wissen. Wenn man einen Streit durch das Entfernen einer Person beendet, handelt man sich ein anderes Problem ein: Das Sozialsystem (die Kultur), welches man bisher als solches gar nicht zur Kenntnis genommen hat, wird durch den Weggang verletzt. Es humpelt nun auf einem Bein durch die Gegend: Kein Streithammel mehr da… was mach´ ich nun? Ist Streiten nicht mehr Teil des Miteinanders? Wie soll Qualität ohne Streitkultur erzeugt werden? … humpel, humpel. Dem Unternehmen ist ein Kulturstifter abhanden gekommen, der die DNA entscheidet mitgeprägt hatte. Und das macht es nervös.

Nur wenn man erkennt, dass die (sehr verständliche) emotionale Flurbereinigung durch das Entfernen einer Person auch das Sozialsystem Vorstandsgremium verletzt, kann man sich auf die Nebenwirkungen der Operation einstellen. Die Wunde wird nicht so einfach verheilen und das muss auf den (Vorstands)-Tisch. Es ging ja nicht mehr anders, man musste sich trennen. Und nun muss man sich daran machen, das Problem, welches durch die Trennung entstanden ist, zu lösen. Und das wird deutlich über den Vorstand hinausgehen.

Bis übernächste Woche!

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