Genderation

6. Mai 2022 - Ralf Hildebrandt

Liebe Leserinnen, werte Leser, 

sind Sie vom Gender-Eifer mancher oder von der Gleichgültigkeit anderer Zeitgenossen genervt? Falls dem so ist, trägt die folgende Sicht der Dinge vielleicht zur Entspannung bei:

Gendern ist eine Demonstration gegen gesellschaftliche Missstände.

Gegen Missstände zu demonstrieren ist richtig und wichtig. Die gesellschaftliche Rolle (oder Funktion) von Frauen hat sich schon immer verändert, in letzter Zeit geschieht das verstärkt. Sicherlich auch, weil die Debatte um Gleich-berechtigung die Veränderung mit angestoßen hatte (obwohl Frauen Frauen sind und nicht kleinen Männern gleich-en). Vor allem aber, weil die veränderte Rolle von der Gesellschaft gebraucht wird.

Man (frau) kann mit der Sprache aber nicht ständig demonstrieren, irgendwann braucht man (frau) die Sprache wieder fürs Sprechen (oder Schreiben). Wenn Sprache ständig zur Demonstrationszwecken gebraucht wird, ist ihre Nützlichkeit eingeschränkt und das bringt keinem (keiner) etwas.

Wie Kultur ist auch Sprache kein Gestaltungsgegenstand,

Sprache tippelt der gesellschaftlichen Entwicklung hinterher. Wenn man ihr mit Regeln, Klammern und Sternchen auf die Beine helfen will, damit sie endlich ordentlich funktioniert, wird man sich daran die Zähne ausbeißen. Sprache lässt sich nicht gestalten, sie gestaltet sich*.

Bis Sprache sprachlich aufgeholt hat, kann man weibliche und männliche Formen einstweilen einfach abwechselnd verwenden. Ohne zu gendern wird dann jede merken, dass auch ohne „r“ ein jeder gemeint sein kann.

 

Bis übernächste Woche!

*Die Bedeutung dessen, was man sagt, wird vom Sozialsystem bestimmt und nicht von denen, die es benutzen.

 

 

 

 

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