Modernes Management
28. Juli 2025 - Ralf Hildebrandt
Werte Leserinnen, liebe Leser,
betriebswirtschaftlich wird unter „Management“ im Allgemeinen zweierlei verstanden:
- Zum einen eine Gruppe von Personen, oft auch als Führungskräfte bezeichnet, vom Top-Management (der Geschäftsführung), über das mittlere Management (Abteilungsleiter) bis zum unteren Management (Teamleiter).
- Und zum anderen die Funktion dieser Personengruppe, die gemeinhin mit „Leitung“ oder auch „Steuerung“ des Unternehmens beschrieben wird. Zu den Aufgaben dieser Personen gehört unter anderem das Setzen von Zielen, die Planung der zur Erreichung dieser Ziele benötigten Ressourcen, und natürlich auch das Führen von Menschen, was bedeutet, sie dazu zu motivieren, sich für die Ziele ihres Unternehmens ein- und dessen Pläne umsetzen.
Als sich Gerhard Wohland um 1980 herum im Rahmen seiner beraterischen Tätigkeit mit der Funktion des Managements und den damit verbundenen Problemen beschäftigte, konnte er mit dem betriebswirtschaftlichen Managementbegriff nur wenig anfangen. Die Probleme seiner Kunden waren damit kaum versteh- geschweige denn beschreibbar, jedenfalls nicht so, dass sie lösbar gewesen wären. Er musste er sich also etwas einfallen lassen, andere Begrifflichkeiten mussten her. Wann genau er dann auf die Idee gekommen ist, Management, statt als Gruppe von Personen und/oder deren Funktion, als Einheit einer Unterscheidung zu definieren, ist nicht bekannt. Sicher ist nur, dass er wusste oder mindestens ahnte, dass (eine) fehlende Unterscheidung problemlösende Kommunikation verhindern kann, und sich sein Gefühl deshalb irgendwann auf die Suche nach einer geeigneteren Definition gemacht haben muss, mit der das wieder möglich war. Irgendwann, sicherlich nicht über Nacht, sondern über viele Nächte und gedankliche Sackgassen hinweg, war die Unterscheidung dann gefunden, die seither, weil nützlich, in vielen Unternehmen als Denkalternative zur klassischen Definition gebräuchlich ist:
Gerhard Wohland definiert Management als Einheit der Unterscheidung von Steuerung und Führung, und Steuerung und Führung als die beiden „Kopplungen“ zentraler und peripherer Unternehmensfunktionen,
wobei die Zentrumsfunktionen eines Unternehmens dafür zuständig sind, die Voraussetzungen zu schaffen, damit Wertschöpfung möglich ist, und sich die peripheren Funktionen um die Wertschöpfung selbst kümmern. Mit Blick auf die Arbeit der diese Funktionen erfüllenden Personen könnte man Steuerung und Führung auch (statt als Kopplung) als die beiden in jedem Unternehmen relevanten Formen der Zusammenarbeit von Management und Gemanagten bezeichnen:
Steuerung koppelt (verbindet) Steuernde und Gesteuerte kausal per Anweisung und Ausführung, wobei „kausal“ das zeitliche Nacheinander der Zusammenarbeit beschreibt – erst die Anweisung, dann die Ausführung (wenn dieses Problem, dann löse es so). Voraussetzung für Steuerung sind Wissen und Macht, denn Steuerung ist nur dann sinnvoll, wenn die steuernden Organisationseinheiten klüger als die gesteuerten sind, und nur möglich, wenn die Gesteuerten auch tun, wozu sie angewiesen wurden. Typische Elemente von Steuerung sind Planung, Budgetierung, Kennzahlensysteme sowie Prozess- und Arbeitsbeschreibungen.
Ganz anders hingegen Führung,
Führung setzt immer dann ein, wenn Steuerung nicht möglich ist und Probleme nicht ungelöst bleiben sollen oder können.
Oder anders:
Führung wird immer dann gebraucht, wenn neue oder in Teilen neue Probleme bearbeitet werden müssen,
typischerweise weil ein Konkurrent eine Idee hatte, mit der man, weil Ideen akausale Ereignisse sind, nicht rechnen konnte. Das zur Lösung neuer Probleme benötigte Wissen kann es, weil neu, noch nicht geben, das kausale, wissensbasierte Nacheinander von Anweisung und Ausführung (wenn dieses Problem, dann löse es so) ist dann nicht mehr möglich. Statt nacheinander zu arbeiten muss nun miteinander beziehungsweise gleichzeitig entschieden und gehandelt werden. Steuerung wird durch Führung ersetzt, die kausale Kopplung verwandelt sich in eine „strukturelle“, das bedeutet: Beide Seiten stellen sich ihre jeweils vorhandenen Denk- und Handlungsstrukturen (oder Kompetenzen) wechselseitig zur Verfügung, aus Steuernden und Gesteuerten werden Führende und Geführte.

Abbildung: Kopplung durch Führung (Symbolbild)
Wohlands Definition ist anfangs, zum Beispiel, falls Sie hier zum ersten Mal davon lesen, ziemlich ungewohnt, oder eben innovativ. Sein moderner und der klassisch betriebswirtschaftliche Managementbegriff könnten unterschiedlicher kaum sein, was aber nicht bedeutet, dass einer davon falsch wäre. Keiner davon ist besser oder schlechter, welcher nützlicher ist entscheidet das zu lösende Problem – wenn bekannt, dann gemäß BWL, wenn unbekannt, dann gemäß GWL (Gerhard Wohland Lehre). Und, ganz wichtig, Gerhard Wohland hat Führung als alternative Kopplungsform nicht erfunden, das haben die Unternehmen selbst – er hat sie „nur“ beobachtet und beschrieben („nur“). Mehr dazu dann im zweiten Teil der kleinen Sommerpausen-Urlaubs-Führungs-Trilogie in zwei Wochen, bevor es im dritten Teil dann um die Frage geht, ob man Führung lernen kann.
Bis übernächste Woche also,
dann wieder wie gewohnt am Freitag!
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