Wenn Management Probleme macht
5. September 2025 - Ralf Hildebrandt
Liebe Leserinnen, werte Leser,
wenn Sie beobachten, dass einer Managerin oder einem Manager der Umgang mit allfälligen Problemen Probleme bereitet, dann könnten Sie das menschlichen Unzulänglichkeiten zurechnen und ihr oder ihm beispielsweise mangelnde Durchsetzungskraft oder fehlendes Charisma bescheinigen, oder Sie könnten mangelnde Qualifikation oder Dummheit vermuten, oder Sie könnten fürs Nachdenken über Managementprobleme Gerhard Wohlands Unterscheidung von Steuerung und Führung benutzen (über die ich hier geschrieben habe) und sich denken:
- Wenn Steuerung das Problem sein sollte, weil der oder die Managerin nicht weiß, wie bestimmte Probleme ihrer Organisationseinheit zu lösen sind, dann lässt sich das dafür benötigte Wissen schulen beziehungsweise erlernen. Zum Beispiel in einem auf den jeweiligen Problemtyp zugeschnittenen Managementseminar.
- Wenn Steuerung hingegen keine Probleme bereitet, sondern der Umgang mit neuen Problemen Probleme macht, was unter hoher Dynamik häufiger vorkommt (als früher unter geringer), dann mangelt es an Führung.
Seminare helfen dann nicht, wie hier zu lesen war, weil man Führung nicht lernen kann. Führung ist Talentsache und für was man Talent (Begabung) hat, kann man sich weder aussuchen noch lernen. Sollte es einer Managerin oder einem Manager an Führungstalent mangeln, ist es deshalb zunächst einmal wichtig für Erkenntnis zu sorgen (durch Unterscheidung von Steuerung und Führung), damit der Mangel nicht als Unzulänglichkeit oder Minderwertigkeit verstanden wird:
Ein Manager, der sich für Steuerung eignet, ist nicht mehr oder weniger wert als eine Managerin, die sich für Führung eignet (oder umgekehrt), nur weil Mangel an Führung gerade beziehungsweise unter hoher Dynamik das zentrale Problem vieler Unternehmen ist.

Verunsicherter Manager ohne Führungstalent (Symbolbild)
Talent zur Führung kann man wie blonde Haare oder kleine Füße haben oder auch nicht. Wenn es fehlt, muss man es akzeptieren und wenn akzeptiert werden kann, dass Manager nicht für alle Probleme eine Lösung haben können (schon gar nicht für solche, die sie, weil neu, noch nicht kennen können), dann kommt es darauf an, das in der Umgebung des Managers vorhandene Führungstalent zu nutzen, um neue Probleme mit den dazu passenden Talenten des Unternehmens in Resonanz zu bringen, worüber hier zu lesen war. Voraussetzung dafür ist Ansehen, ohne Ansehen hätte das Ausstellen von Problemen (um die dazu passenden Talente zu finden) keine Wirkung. Ob jemand Ansehen hat oder nicht, kann man der Person selbst nicht ansehen, auch ein Organigramm gibt darüber keine Auskunft. Erkennen lässt sich eine angesehene Person nur daran, dass sie oder er von anderen zur Lösung derer Probleme um Rat gefragt wird, was Vertrauen voraussetzt. Oder anders gesagt:
Führung ist nur möglich, wenn man sich vertraut.
Bis übernächste Woche!
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