Augen zuuu – vertraue mir!

5. März 2018 - Ralf Hildebrandt

„Vertrauen: einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren im digitalen Wandel. Doch viele Manager trauen sich nicht so recht an das Thema heran. Dabei kann eine Vertrauenskultur einen Wettbewerbsvorteil bringen – sofern sie im Einklang mit der Strategie steht…“

Werte Leserinnen und Leser, 

eine „Vertrauenskultur“ rückt nicht nur in diesem Blog immer einmal wieder in den Fokus. Zum Beispiel schafft sie es zur Zeit als zentraler Schlüssel zur erfolgreichen Bewältigung des digitalen Wandels wieder einmal ins Rampenlicht. Angesichts der zunehmenden Entfremdung gewinnt eine auf vertrauensvoller Führung und Zusammenarbeit basierende Unternehmenskultur erheblich an Bedeutung. Und – falls Vertrauen nicht hinreichend zur Verfügung steht – versprechen entsprechende Angebote Abhilfe. 

Vertrauen kann man nicht aktiv herstellen. Das ist nicht möglich. Man kann es an sich entdecken, oder nicht. Das wird Ihnen bekannt sein. Es ist keine neue Erkenntnis. Wenn es aber doch ein (ziemlich) alter Hut ist, wieso nutzt sich dieser Irrtum dann nicht ab? Wieso kann man noch immer Seminare belegen oder Vorträge buchen, die erklären, wie man Vertrauen schafft? 

Der Grund dafür liegt in der Wirkung des (eines) Mangels.

Man kann leicht feststellen, wenn Vertrauen fehlt. Man bekommt die negativen Konsequenzen zu spüren. Sehr unangenehm! Wenn ein Bereich von Misstrauen zerfressen ist, muss man etwas tun. Man muss zusammen dafür sorgen, dass der Mangel beseitigt wird. Dagegen wird niemand etwas einzuwenden haben. Wenn etwas fehlt, was man unbedingt braucht, ist das ein überwältigendes Gefühl. Einen Mangel muss man beseitigen. Was soll man mit Mangel auch sonst tun? Also los – man schreitet zur Tat. Und sitzt in der Falle.

Der Denkfehler ist, dass man aus der Erkenntnis eines Mangels heraus den Schluss zieht, dass man dagegen etwas tun müsste.

Das ist ein Reflex. 

Die Alternative ist, heraus zu bekommen, woher der Mangel stammt. Wieso produziert die Organisation kein Vertrauen? Obwohl sie Vertrauen brauchen könnte? Keine einfache Frage. Aber die Richtige. Wieso misstraut man sich? Was ist der Grund? Wenn man das herausbekommt, kann man versuchen, die Ursache abzustellen. Das ist natürlich sehr viel kniffliger, als ein Seminar zu buchen und bei Nicht-Erfolg schulterzuckend auf die verschlagenen Kollegen zu verweisen.

Jeder Mangel, der einer Organisation schadet, oder welchen eine Organisation zu erleiden hat, hat einen Grund. Den Grund können Sie mit Ihrem Verstand herausfinden. Der ist zwar selten offensichtlich (der Grund). Da benötigt es kreativen Spürsinn. Beobachten Sie die Organisation mit frischem Blick und Sie finden es heraus. Das ist das, was es zu tun gibt, wenn es an Vertrauen fehlt.

Bis übernächste Woche!

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