Alle Jahre wieder
14. Dezember 2017 - Ralf Hildebrandt
Werte Leserinnen und Leser,
Selbstverständlichkeiten sind Ansichten, von denen man annehmen darf, dass sie von allen geteilt werden.
Vielleicht wird bei Ihnen an Weihnachten ein Liedchen geträllert, obwohl niemand singen kann. Gehört eben dazu. Erst danach gibt es Geschenke. Soweit kommt´s noch. Wenn die Familie (der klassische Setup, nehmen wir einmal an) beisammen ist und nicht gesungen wird, würde etwas fehlen. Selbstverständlich wird gesungen. Dann kann es danach wie gewohnt weitergehen.
Selbstverständlichkeiten sind eine wichtige Voraussetzung für jede Kommunikation. Gäbe es diese nicht, müsste ständig alles immer wieder von Neuem geklärt werden – was nicht möglich ist. Stellen Sie sich vor, Sie müssten jedes Jahr aufs neue klären, was nun alles zur properen Ausstattung der Festivität gehören würde. Schokoladenhasen oder Nikoläuse? Jingle Bells oder Böller?
Auch in einem Unternehmen sammeln sich im Laufe der Zeit eine Menge dieser hilfreichen Selbstverständlichkeiten an. Nicht nur um die Weihnachtszeit. Wenn ein Unternehmen erfolgreich ist, werden diese irgendwann sogar zu alternativlosen Tatsachen (Nikoläuse gehören hierher, Hasen nicht).
Selbstverständlichkeiten ändern sich, wenn sich die Gegebenheiten ändern. Je erfolgreicher ein Unternehmen ist, beziehungsweise war, umso mehr werden diese gegen leichtfertige Änderung geschützt.
Besonders die eigene Kultur schützt diese Basis des bisherigen Erfolges.
Wenn sich die Umgebung aber schnell und innovativ ändert, kann es sein, dass sich die Selbstverständlichkeiten zu langsam ändern.
Dann werden aus nützlichen Selbstverständlichkeiten plötzlich hinderliche Irrtümer. Diese Umwandlung kann von den intern Beteiligten schwer oder gar nicht bemerkt werden. Deswegen werden vermehrt Irrtümer als Lösungsansätze verwendet.
Wenn sich Coca-Cola mit Gillette (Duracell) zusammentut und Weihnachtshasen zur Mode macht (und Ihnen das zunächst nicht auffällt), liegen Sie als Nikolausproduzent mit einem Kostensenkungsprogramm daneben. Selbstverständlich senkt man die Kosten, wenn der Gewinn ausbleibt. Selbstverständlich produziert man Nikoläuse. Und wenn es nächstes und übernächstes Jahr noch immer nicht reicht, senkt man eben verschärfter. Das Problem wird mit seiner Ursache bekämpft. Was soll man auch machen, wenn die Leute keine Kläuse mehr kaufen!
Das Problem mit den Selbstverständlichkeiten:
- Sie sind Basis des bisherigen Erfolges und entwickeln sich deshalb nur zäh.
- Intern erscheinen sie als alternativlos und sind deshalb als Hindernis nicht zu erkennen.
- Da die wahre Ursache im Dunklen bleibt, wird nach Schuldigen gesucht, was die wirkliche Ursache weiter verdunkelt.
- Diese Irrtümer können nur dann aus dem Weg geräumt werden, wenn „von außen“ resonanzfähig darüber berichtet wird.
Geben Sie Bescheid, falls Ihnen auffällt, dass besonders ausgefeilte Nikolausproduktion kein Mittel gegen Hasen ist.
Bis übernächste Woche!
Der Inhalt des Posts ist lizenziert CC-BY-NC-ND. Er kann gerne jederzeit unter Namensnennung und Link zu nicht-kommerziellen Zwecken genutzt werden. Bildnachweis: iStock photo Annika Gandelheid 692099708
Neue Blogposts gibt es 2-wöchentlich. Wenn Sie möchten, bestellen Sie die Beiträge hier kostenlos:
Newsletter
Alle Blogposts bequem per E-Mail: