Gewusst wo
22. August 2024 - Ralf Hildebrandt
Werte Leserinnen, liebe Leser,
früher waren es Unternehmen gewohnt, sich auf ihre Zukunft planend vorzubereiten und Überraschungen zu vermeiden, oder sie mindestens vom Prinzip her schon zu kennen. Überraschungen zu vermeiden bedeutete, möglichst viel Wissen darüber anzusammeln, welche kommen könnten, und wie dann damit umzugehen wäre, wenn sie dann auch tatsächlich eintraten. Diese „Wissen ansammeln, um Wissen zu nutzen“- Denk- und Organisationsmethode war in den vergangenen 100 Jahren sehr erfolgreich, besonders in Großorganisationen, viele Kleine(re) haben sich daran ein Beispiel genommen. Oft genug musste mit Überraschungen nur umgegangen werden, weil irgendjemand einen Fehler gemacht hatte, der nicht wusste, was er hätte wissen sollen.
Heute hat sich der Umgang mit Überraschungen grundlegend geändert. Wenn man sich in einer dynamischen Marktumgebung zurechtfinden will, dann muss man die Hoffnung aufgeben, dass man die Überraschungen, mit welchen man fertig werden muss, vorher kennenlernen könnte. Statt der klassischen „Gewusst-Wie“-Strukturen braucht man jetzt Strukturen die mit Situationen umgehen können, die völlig neu sind. Und für Situationen die völlig neu sind, kann es noch kein Wissen geben, sonst wären sie ja nicht neu. Das heißt nicht, dass man die alte Denkweise nicht mehr brauchen könnte, Wissen zu haben und auf dessen Basis zu handeln, bleibt selbstverständlich wichtig. Das heißt nur, dass etwas Neues hinzukommt, nämlich das Handeln auf Basis von Nicht-Wissen. Und das wiederum erfordert Strukturen, die Wissen erzeugen, und zwar immer dann, wenn man es braucht. Oder kurz und knapp:
Statt Strukturen, die Wissen nutzen, sind heute Strukturen entscheidend, die Wissen erzeugen.
Alle modernen Unternehmen haben solche Strukturen entwickelt, manche mehr, manche weniger, und die „wenigeren“ mindestens so, dass es zum Überleben reicht. Wenn man wissen will, wo sich im eigenen Unternehmen solche Strukturen finden lassen (um sie wie seinen Augapfel zu hüten, und, besser noch, weil entscheidend, zu fördern),
dann muss man wissen, dass das Erzeugen von Wissen immer auf Ideen basiert. Es gibt, von Glückstreffern einmal abgesehen, keine andere Möglichkeit Wissen zu erzeugen, als Ideen zu haben und sich dann zu irren – sich zu irren, also anzunehmen, so könnte es sein, und dann die Erfahrung zu machen, nein es ist anders, und daraus dann neues Wissen abzuleiten und sich mit diesem neuen Wissen dann dem nächsten Versuch auszusetzen – stimmt das nun so, geht das so, oder geht das so nicht. Oder anders gesagt:
Um ein Unternehmen modern zu organisieren kommt es nicht mehr darauf an, bestimmte Strukturen zu haben, sondern Leute mit Ideen, die an der richtigen Stelle sitzen.
Dort findet man dann auch die Strukturen, die neues Wissen erzeugen. Jeden Tag, und zwar immer dann, wenn man es braucht – wir sagen, moderne Unternehmen entwickeln sich vom „Wie“ zum „Wer“.
Bis übernächste Woche!
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