Intelligente Arbeitsorganisation (früher und heute)
10. Oktober 2025 - Ralf Hildebrandt
Liebe Leserinnen, werte Leser,
die Stärke tayloristischer Arbeitsorganisation war (beziehungsweise ist, wo sie noch funktionieren kann), dass man die Intelligenz derer, die wertschöpfend fürs Unternehmen tätig sind nicht braucht(e), um Unternehmen konkurrenzfähig zu organisieren. Die Intelligenz, „wie“ dieses oder jenes am besten produziert werden muss, steckte in Prozessen. Wenn die ordentlich gemacht waren, funktionierte die Wertschöpfung und damit auch das Unternehmen – überspitzt formuliert: Je intelligenter der Prozess, umso dümmer konnten die Menschen sein, solange sie willens und ausreichend qualifiziert waren, um umzusetzen, was im Prozess vorgesehen und -geschrieben war.

Unternehmen tayloristisch (zentral gesteuert) zu organisieren war das Erfolgsrezept des vergangenen Jahrhunderts. Vor lauter Erfolg wird dabei gerne übersehen, dass klassische (oder tayloristische) Arbeitsorganisation nur dann, und nur solange funktionieren kann, wie das Wissen, welches für die wertschöpfende Erzeugung von Produkten und Dienstleistungen benötigt wird, auch tatsächlich (zentral) vorhanden ist, denn nur dann lässt es sich auch in Prozesse stecken. Wenn aber Prozesse, vielleicht nicht alle, aber viele, wie es heute unter hoher Dynamik häufig der Fall ist, ständig gestört werden, weil irgendeinem Konkurrenten wieder einmal etwas eingefallen ist, für das man selbst noch keine Lösung hat, geschweige denn einen Prozess, dann ist das Erfolgsrezept der Vergangenheit eine Falle:
- Zum einen, weil es lange dauert, einen Prozess mithilfe neuen Wissens (was erst noch zu erzeugen ist) an die durch den Konkurrenten veränderten Marktbedingungen anzupassen, und der Konkurrent während dieser ganzen Zeit, in der man damit beschäftigt ist, seine Intelligenz in die Optimierung von Prozessen zu stecken, mit seiner Intelligenz schon längst beim Kunden steckt, was seinen Vorsprung noch vergrößert,
- und zum anderen, weil das Spiel, kaum dass man mit der Optimierung fertig ist, wieder von vorne beginnt, weil, siehe oben, schon wieder einem Konkurrenten etwas eingefallen ist, für das man selbst noch keine Lösung hat, geschweige denn einen Prozess. Kurzum:
Wer noch Prozesse optimiert, wo andere schon Ideen haben, wird seine Konkurrenzfähigkeit verlieren.
Oder anders gesagt:
Mit den Erfolgsrezepten der Vergangenheit kann man das Rennen um dynamische Märkte nicht gewinnen.
Wo Prozessoptimierung nicht mehr funktionieren kann, heißt die Lösung deshalb nicht noch intelligentere Prozesse zu gestalten, sondern Intelligenz und Ideenreichtum der eigenen Wertschöpfung zu nutzen. Wir sagen dazu „wer statt wie“,
- „wer“ von uns könnte eine Idee haben, wie wir mit dieser oder jener Überraschung eines Konkurrenten umgehen können,
- statt „wie“ müssen wir unsere Prozesse gestalten, damit sie wieder so wie früher laufen, als sie das noch konnten.
Bis übernächste Woche!
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