Macht-Wort

2. September 2016 - Ralf Hildebrandt

Wer heute vorn ist, ist modern aufgestellt. Mit flachen Hierarchien und bunten Möbeln – wie bei Google. Läuft!
Und was ist mit Macht? Die ist böse – braucht man nicht mehr. Der moderne Manager ist ein guter Kumpel und springt mit in den Pool.  

Doch kaum ist man als moderne Chefin (Chef) nach dem Bad in der Menge wieder trocken, tritt eine schwierige Situation ein. Keine Zeit, um die Sache bei einem Cocktail zu besprechen! Wer entscheidet – jetzt? Wer behält einen kühlen Kopf? Wer hält denselben hin, wenn es schief läuft? Oha – da wird Macht dann doch gebraucht. Und so böse fühlt sie sich jetzt gar nicht an. Ganz im Gegenteil.

Mit kühlem Kopf und ohne schlechtes Gewissen kann man sich dem Thema Macht (und seinem Manager bzw. seinen Leuten) nähern, wenn man erst einmal die Menschen außen vorlässt und sich daran erinnert, dass auch Macht eine Funktion ist. Dann kann man moraldesinfiziert weiterdenken.

Und stellt vielleicht fest: besonders nützlich ist diese Funktion, wenn man sie hat. Aber sie nicht demonstrieren muss. Sie ist dann einfach da. Muss man erst mit der Faust auf den Tisch hauen, um etwas durchzusetzen, ist sie schon gefährdet. 

Macht ist ein sozialer Konsens.

Sie kann konstruktiv oder destruktiv wirken, um eine Situation zu stabilisieren. Als schlecht wird sie dort erfahren, wo der Mächtige „gemein“ ist. Dann allerdings schwindet sie schon (s.o.). Egal, ob Sie diese Situation aus der Position des Mächtigen oder aus der des Untergebenen kennen; Sie wissen genau, dass es dann anfängt, verzwickt zu werden. Man ist dabei, sich zu verhaken. Nicht wahr?

Orvieto, Italy - January 11, 2016: Group o Star Wars Lego Stormtroopers mini figures take a selfie with Darth Vader.  Lego is a popular line of construction toys manufactured by the Lego Group

Die Macht, welche eine leistungsfähige Organisation braucht, (be)merkt man nicht. Unbemerkt ist sie zum Beispiel in einer Situation zur Stelle, in welcher eine schnelle Entscheidung getroffen werden muss. Wo schaut man dann hin? Wessen Tür fliegt dann auf? Jeder weiß, wo man sich hinwenden muss, damit es nach einer überraschenden Situation weitergehen kann. Und zwar schnell. Weil keine Zeit bleibt, um es auszuwürfeln. 

Wenn Macht dauernd infrage gestellt wird, verliert sie ihren konstruktiven Charakter. Das kann man bei überlasteter Organisation beobachten. Wenn von einem Manager akzeptiert wird (oder er es auch noch von sich selbst verlangt!), „Druck“ zu machen, liegt schon eine Infragestellung seiner Machtposition vor. Er muss die Macht dann demonstrieren: „Ich schmeiß´ Dich raus, wenn Du nicht…“. Übersetzt heißt das: ich nehme das Recht (Kündigung eines Vertrages) zu Hilfe, damit Du verstehst, dass ich mächtig bin. Der Mitarbeiter akzeptiert Macht dann nicht mehr als selbstverständlich gegeben. Man muss ihm (ihr) zeigen, dass es gleich richtig scheppert. 

Mit wirtschaftlicher Wertschöpfung hat das natürlich nichts mehr zu tun. Man schadet sich selbst.

In den seltensten Fällen findet man Mitarbeiter oder Manager, die daran Spaß haben. Manchmal handelt man sich so etwas trotzdem ein. Vorschlag zur Güte: drucken Sie (bei entspannter Atmosphäre) diesen Text doch einmal aus und diskutieren Sie mit der jeweils anderen Seite, damit man sich zu gegebener Zeit nicht nur an die dunkle Seite der Macht erinnert. 

Bis nächste Woche!

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Bildnachweis: istockphoto Simone Mescolini 87809643

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