MbO, OKR oder MbOadM?
9. August 2024 - Ralf Hildebrandt
Liebe Leserinnen, werte Leser,
MbO, „Management by Objectives“, und inzwischen wohl auch sein modernisierter Nachfolger, OKR, „Objektive and Key Results“, sind im Management geläufige Zielsetzungsmethoden. Beide Methoden sind unter geringer Dynamik sehr nützliche Instrumente, um Unternehmen erfolgreich zu steuern (geringe Dynamik bedeutet, dass die Anzahl von Überraschungen, mit welchen es die wertschöpfende Mitarbeiterschaft tagtäglich zu tun hat, so klein ist, dass sie organisatorisch vernachlässigt werden kann). Unternehmen mithilfe von Zielen zu managen war jahrzehntelang so erfolgreich, dass Zielsetzungen auch heute noch, und also unter hoher Dynamik, in vielen Unternehmen für alternativlos gehalten werden.
Das ist eine Denkfalle.
Wenn Zielsetzungssysteme auch in einer dynamischen Marktumgebung funktionieren könnten, dann müsste es möglich sein, die Zielvorgaben, die Geschäftsführung und Management vor einem halben Jahr (oder letzte Woche) gesetzt haben, mit dem zu erfüllen, was aktuell notwendig ist und wovon vor einem halben Jahr (oder letzte Woche) noch niemand wissen konnte – und das gleichzeitig.
Weil das aber nicht möglich ist, behindern Ziele jeden bei der Arbeit, der sie mit dem aktuellen Markt- oder Kundenbedarf irgendwie in „Einklang“ bringen muss – man spürt die divergierenden Kriterien interner Ziele und externer Notwendigkeiten.
Bezielt Beschäftigte empfinden den Zwiespalt fürs Entscheiden im Alltag dann als störend, weil, wenn es weitergehen soll, entscheiden werden muss, bezogen auf ein bestimmtes Kriterium aber immer nur eine Entscheidung ausgewählt werden kann. Und das bringt jede Menge Arbeit mit sich, denn entweder müssen Ziele nachjustiert werden, oder man muss Ergebnisse so verpacken, dass sie die Gestalt erfüllter Ziele annehmen – oder man versucht gleich beides.
Kurzum:
Ziele, ganz gleich auf welche Art und Weise sie dargeboten und gesetzt („vereinbart“) werden, behindern eine dynamikrobuste Unternehmensentwicklung.
Unternehmen die sich unter hoher Dynamik auch um Ziele kümmern müssen, benötigen fürs Treffen von Entscheidungen mehr Zeit als solche, die sich nicht um Ziele kümmern müssen. Heute wäre es deshalb hilfreich, MbO und OKR von MbOadM zu unterscheiden und den Denkhorizont um „Management by Orientierung an dynamischer Marktumgebung“ zu erweitern. Zumindest dort, wo Ziele mehr schaden als nutzen.
Bis übernächste Woche!
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