Selbst tanzen

Kann man von anderen Unternehmen den Umgang mit überraschenden Dynamikproblemen lernen, liebe Leserinnen, werte Leser?

Nein, kann man nicht.

Von anderen Unternehmen kann man nur lernen, wenn die ähnliche Probleme haben, wie man selbst, und wenn andere Unternehmen ähnlich wie das eigene sind – wenn Problem und Unternehmen also hinreichend vergleichbar sind. Falls dem so ist, dann her mit den Best Practices der anderen. Ihr Unternehmen muss dann aufholen, was die schon wissen (vorgelegt haben).

Den Umgang mit überraschenden Problemen hingegen kann man von anderen Unternehmen nicht lernen. Vielleicht kann man sich davon inspirieren lassen („die kriegen Dynamik doch auch hin“), aber kopieren lässt sich nichts. Die Gründe liegen auf der Hand. Zum einen können andere überraschende Probleme auch noch nicht gelöst haben, weil man sich davon erst einmal überraschen lassen muss. Und zum anderen ist die Lösung solcher Probleme immer konkret, das heißt gebunden an die besondere Resonanz, die sich zwischen den einzigartigen Möglichkeiten des eigenen Unternehmens und dem speziellen Problem entwickelt, welches man sich (als das Unternehmen, welches man ist) am Markt eingehandelt hat.

Wer hier mit dem Problem tanzt, bleibt Ihnen überlassen.

Anstelle der Best Practice Frage „wie löst man das am besten“ tritt dann die Frage „wer von uns könnte das lösen“ – oder kurz: vom „wie zum wer“. Ein „wie“ kann es bei einem unbekannten Problem noch nicht geben, der Prozess zur Lösungsfindung muss sich erst herausstellen. Es geht jetzt nicht mehr darum, die Dinge „richtig“ zu machen und umzusetzen, wie es andere vorgemacht haben (oder wie man es in Büchern lesen und auf Seminaren lernen kann). Worauf es bei der Lösung eines neuen Problems ankommt, sind Initiative, Kreativität, Fantasie und sehr wahrscheinlich auch, ob sich innerhalb eigener Strukturen ein Team bildet. Dafür kann es weder Rezepte noch Methoden geben, das läuft jedes Mal aufs Neue anders. Das heißt:

Das Wissen, welches zur Lösung eines neuen Problems benötigt wird, muss das Unternehmen selbst herstellen.

Was auch allen gelingt, die heute am dynamischen Markt überleben. Den einen fällt das leichter, den anderen schwerer, aber hinbekommen tun es alle – auf ihre eigene Art und Weise:

Unternehmen unterscheiden (differenzieren) sich von ihren Konkurrenten im Umgang mit überraschenden Dynamikproblemen.

Oder anders:

Aus dem Umgang mit Dynamikproblemen erwächst Konkurrenzkraft.

Und nochmal anders:

Wenn es Wissen gibt, wie man Probleme lösen kann, dann wird das eigene Unternehmen belehrt. Wenn es (noch) kein Wissen gibt, kann man nur von ihm lernen.

Bis übernächste Woche!