Wofür Manager?

18. März 2019 - Ralf Hildebrandt

Manager sind Entscheider. Management muss sich Wissen besorgen, damit es entscheiden kann.

Ist das so, liebe Leserinnen, werte Leser?

Natürlich. Entschieden wird auf Basis von Wissen. Deshalb muss man sich Wissen besorgen. Damit man entscheiden kann. Das ist nicht unbedingt falsch. Das funktioniert, solange man ausreichend Zeit hat, sich welches zu besorgen. Oder um es zu erzeugen, falls noch welches fehlt.

Wann hatten Sie das letzte Mal „ausreichend“ Zeit? 

Die Zeiten ausreichender Zeit sind mindestens demnächst vorbei. Um über „richtiges“ Entscheiden nachzudenken, empfiehlt sich heute (oder eben mindestens demnächst) die Position der Systemtheoretiker:

Wissen muss man sich besorgen, um möglichst wenig zu entscheiden.

Wer über kein Wissen verfügt, muss alles entscheiden. Irgendwann ist jeder Manager damit überfordert (auch die Managerinnen). Eine Person kann nur ein gewisses Quantum an Entscheidungen produzieren. Und das ist der Grund, warum Management mit Wissen versorgt werden muss. Damit das, was zu Entscheiden übrig bleibt, noch zu bewältigen ist.

Wissen ist also nie die Basis für eine Entscheidung.

Wenn man auf Basis von Wissen entscheiden könnte, bräuchte es keine Manager. Wenn man Bescheid weiß, weiß man, was das Beste ist. Sonst wüsste man nicht Bescheid. Jetzt braucht es nicht mehr viel Intelligenz, um sich dafür zu „entscheiden“, das Beste auch auszuwählen.

In einer Situation hingegen, in welcher man keine Zeit hat, um herauszufinden, welche Option die beste wäre, ist das einzige, was man wissen kann, dass man eine davon nehmen muss. Sonst bleibt der ganze Laden stehen. Dafür gibt es Manager (falls sich emotionaler Widerstand regt – Sie haben recht; es gibt Ausnahmen). 

Optionen sind Annahmen über die Welt. Typisch für Optionen ist, dass man sich in ihnen täuschen kann. Optionen sind Möglichkeiten, die man ergreifen kann. Aber welche der ergreifbaren Möglichkeiten die beste ist, weiß man nicht. Genau deshalb redet man mit seinen Leuten: um die Anzahl der Möglichkeiten zu reduzieren. Und zwar in der Hoffnung, dass jemand weiß, dass Option Nummer 14 eine Schnapsidee ist.

Ein erfolgreicher Manager muss sich deshalb alles Wissen besorgen, was er kriegen kann. Er tut das aber nicht, um zu Entscheiden. Er tut das, damit er seine Entscheidungslast reduzieren kann. Deshalb ist ein (moderner) Manager immer jemand, der sich mit (sehr) vielen Leuten unterhält: „Was hast du denn im Kopf, wie denkst du das denn?“ 

Klassische Organisationsentwicklung hängt immer noch die Sehnsucht an, man könne ein Unternehmen organisieren, wie eine Maschine. Man wählt auf Basis von Wissen aus. Eigentlich braucht es gar keine Entscheidungen. Wenn man es nur einmal vernünftig organisieren würde. Im Kontext hoher Dynamik ist das eine Illusion.

Bis übernächste Woche!

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