Durchgebissen

28. Juni 2019 - Ralf Hildebrandt

Liebe Leserinnen, werte Leser,

sind Sie an etwas Lebenshilfe interessiert? Kein Bedarf? Dann bleiben Sie vielleicht trotzdem kurz am Ball. Es ist auch in diesem Beitrag wieder eine interessante Unterscheidung im Angebot. Schließlich geht es um „den“ Menschen. 

Die Biologie sieht im Menschen den Homo Sapiens. Ein Säugetier aus der Ordnung Primaten (Herrentiere). Die BWL sieht im Menschen den Homo Oeconomicus. Und weiß natürlich, dass das realitätsfern ist. Das Modell hilft aber, ein besseres Verständnis für wirtschaftswissenschaftliche Zusammenhänge zu erlangen. Was will man mehr. Und Christian Morgenstern hatte ansatzweise bereits eine Unterscheidung eingebaut: „Der (menschliche) Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare“.

Beschäftigt man sich mit Dynamikproblemen, bietet sich beim Blick auf einen Menschen die funktional orientierte Systemtheorie an:

Ein Mensch ist (unter anderem) „die Einheit der Unterscheidung von Verstand und Gefühl“*. 

Gefühle sind Zustände des Körpers, die vom Verstand des Bewusstseins beobachtet werden. Das Wissen des Verstands und die Gefühle des Körpers sind zwar eng gekoppelt, aber sehr verschieden. Mit dem Verstand kann bereits Bekanntes bearbeitet werden (Wissen). Auf Überraschendes kann nur der Körper mit seinen Gefühlen reagieren (Können). Wissen herzustellen oder zu nutzen braucht Zeit. Gefühle entstehen sofort.

In dynamikrobuster Wertschöpfung werden Gefühle in der Form von Können benötigt. Etwas zu „Können“ ist die Begabung, in konkreten, überraschenden Situationen, eine passende Idee zu erzeugen. Ideen entstehen nur aus Gefühlen. Der Verstand kann sie erkennen und festhalten. Erst, wenn sich Ereignisse und Lösungen wiederholen, dominiert der Verstand. 

Und wo ist da die Lebenshilfe?

Verstand und Gefühl kommen nicht getrennt voneinander vor. Sie sind aufeinander angewiesen. Im Falle einer Idee (die man im richtigen Moment an sich entdeckt) ist diese Kopplung sehr willkommen. Eine große Erleichterung! Ideen, die zur Lösung eines Problems beitragen, findet jeder prima. Besonders, wenn es die eigenen sind.

Dass das Gehirn vom Körper bei der Arbeit ständig kommentiert wird, kann aber auch sehr anstrengend sein. Gefühle entstehen schnell. Und das bedeutet auch, dass der Körper mit dem eigenen Verstand oft sehr ungeduldig ist. Er verliert schnell die Nerven. Und erzeugt dann beispielsweise ein Gefühl, dass das, woran Sie schon so lange herumdoktern, nie etwas wird.

Mit der Unterscheidung von Verstand und Gefühl können Sie es nun etwas gelassener angehen. Denn Gefühle sind keine Argumente. So überwältigend, wie es sich gerade auch anfühlen mag. Von etwas überzeugt zu sein, ist auch nur ein Gefühl. Und in Gefühlen kann man sich täuschen (lange nicht jede Idee ist eine gute Idee).

Wenn Ihr Körper also das nächste Mal vollkommen davon „überzeugt“ ist, dass Sie das nie hinbekommen, nehmen Sie es ihm nicht krumm. Wahrscheinlich hat er sich nur in Ihnen getäuscht. 

Und manchmal hatte er schließlich auch schon richtig gute Ideen. 

Bis übernächste Woche!

* wie so Vieles, ist auch dies ein echter Wohland 

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