Wie lernen Sie?

26. Januar 2024 - Ralf Hildebrandt

Liebe Leserinnen, werte Leser, 

wie Sie lernen entscheidet das gerade aktuelle Problem. Wenn Sie ein Problem lösen wollen (oder müssen) und das mit mit Ihrem aktuell vorhandenem Wissen nicht möglich ist, dann müssen Sie sich das fehlende Wissen beschaffen. Grundsätzlich gibt es dafür zwei Möglichkeiten.

Wenn das Problem nur für Sie neu ist und die Lösung anderswo schon bekannt (Literatur, Kollegen, Berater), dann ist „Lernen“ kompliziert. Und damit das, was üblicherweise unter Lernen verstanden wird, die Beseitigung von Kompliziertheit oder die Übertragung von altem (bekanntem) Wissen von klug zu dumm. Wie sich kompliziertes Lernen anfühlt, kennt man seit der Schule. Wenn man sich genug anstrengt (und das auch will), lassen sich durch Übertragung von Wissen alle komplizierten Probleme lösen.

Wenn sich hingegen herausstellt, dass das Problem (oder ein Teil davon) nicht nur für Sie neu zu sein scheint (weil Sie dazu kein Wissen finden können), dann ist Lernen komplex. Und wie sich das anfühlt kennen Sie auch. Aber nicht aus der Schule (oder einem Seminar), sondern von heute, gestern oder vorgestern, als Sie sich etwas Neues einfallen lassen mussten, weil Ihnen niemand sagen konnte, wie Sie es angehen sollen.

Komplexes Lernen ist Alltag und ganz normal, vor lauter komplizierter Lernerei wird es allerdings häufig übersehen – und damit auch die eigene Innovationskraft. Auch deshalb ist im Beitrag von vorletzter Woche „2024 ist ein Werden“ daran erinnert worden. Wenn Ihre Lernumgebung ein komplexes Problem ist, dann ist Lernen innovativ und auf ganz andere Art und Weise anstrengend. Um neues Wissen zu erzeugen müssen Sie dann nicht bereits bekannte Antworten richtig wiedergeben, sondern gedanklich so lange auf Ihrem Problem herumkauen, bis Ihnen Ihr Gefühlsapparat eine Idee liefert, die wiederum Ihr Verstand als solche erkennt. Weil einem aber kaum sofort etwas Vernünftiges einfällt und die ersten Ideen selten gute sind, ist komplexes Lernen ist mit vielen Enttäuschungen und Rückschlägen verbunden. Oder umgekehrt:

Komplexes Lernen ist nur möglich, wenn eine bestimmte (kluge) Erwartung durch Enttäuschung korrigiert werden kann. 


Wissen (Bücher) links, Ideen (Lampen) rechts 

Dabei kommt mangels Unterscheidung von kompliziertem und komplexem Lernen häufig erschwerend hinzu, dass man von anderen glaubt, sie würden sich beim Umgang mit Unwissenheit schlafwandlerisch sicher und zielstrebig nach vorn bewegen. Tatsächlich stolpern sie aber genauso im Halbdunkel herum, wie man selbst – das gehört dazu.  

Bis übernächste Woche!

 

 

 

 

 

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