Frau Meiers kommt vorbei – Ansehen in Gebrauch
5. August 2016 - Ralf Hildebrandt
Management verstehen wir als Einheit der Unterscheidung von Steuerung und Führung. Steuerung braucht Macht. Führung gründet sich auf Ansehen.
Macht bekommt man verliehen. Sie wird durch eine gesellschaftliche Struktur zugewiesen. So kommt man an einen Job: „Sie sind hier jetzt der Chef“. Der Job berechtigt dazu, Anweisungen zu erteilen: „Mach´ mal einen Marketingplan für das nächste Quartal“.
Ansehen hingegen, kann man nicht zugewiesen bekommen. Entweder man hat es oder man hat es nicht. Ansehen beruht auf Freiwilligkeit. Ich kann es an mir entdecken, wenn ich ständig um Rat gefragt werde, weil das für andere nützlich ist.
Ansehen ist eine passive Fähigkeit.
Ansehen kann großen Einfluss auf die Stimmung haben. Wie fühlen Sie sich, wenn sich eine Person mit hohem Ansehen regelmäßig in Ihrem Umfeld herumtreibt? Präsent ist?
Man kann ein bisschen quatschen. Man ertappt sich dabei, dass man sich einen Tipp (Rat) holt: „Ach so – Frau Meiers – was ich sie noch fragen wollte – meinen sie?… und wenn wir… ah – danke. Könnte sein. Hm. Na dann – gut. Bis demnächst – Tschü-üss“.
Nun stellen Sie sich vor (man hört es hier und da), dass Ihr Unternehmen (Ihre Abteilung, Ihr Bereich) in Schieflage geraten sein soll. Sie haben kein gutes Gefühl. Es muss nichts dran sein. Aber irgendetwas ist. Angst kann man das noch nicht nennen. Das wäre übertrieben. Aber Wohlgefühl sieht anders aus. Und dann ist der nächste Donnerstag und Frau Meiers kommt wie üblich vorbei. Und tut das, was sie immer tut. Sie ist da und hält ein Schwätzchen mit Ihnen. Naja, denken Sie (oder eher: fühlen Sie): Dann scheint es ja nicht so wild zu sein.
Wie wirkt sich das auf das Stückchen Arbeit aus, welches Sie schon 10 Tage vor sich her schieben? Machen Sie sich darüber her? Und klären die Sache mit Ihrem Kunden (was wundersamerweise einen Folgeauftrag nach sich zieht)?
Das ist ein Beispiel dafür, wie Ansehen in einem Unternehmen wirkt und benutzt wird. „Ansehen im operativen Gebrauch“, wenn Sie so wollen. Das ist die Hinterbühne in Aktion, von der hier im Blog und auf der Seite so oft die Rede ist. Solch eine Wirkung kann man bewusst nicht herstellen. Man kann sie aber an sich beobachten und darauf achten: Solange Frau Meiers vorbeikommt, ist alles OK.
Bis nächste Woche!
PS: Besonders OK war wohl auch unsere Webinar-Miniserie, die wir über die letzten 4 Wochen durchgeführt haben. Vielen, vielen Dank für Ihr positives Feedback. Alle Aufzeichnungen finden Sie hier. Dieser Post bezieht sich auf die „Leberkäsweckle“ – Anekdote aus dem letzten Teil (Management „4.0“ – ca. Minute 25).
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