Lass uns gucken gehen

Liebe Leserinnen, werte Leser, 

vor etwa 4 Wochen haben Sie im Beitrag „Verblödung durch intelligente Leute“ darüber gelesen, dass unterschiedliche Meinungen im strukturlosen Intelligenzwirbel einer leidenschaftlich geführten Diskussion zur gegenseitigen Intelligenzauslöschung führen – sobald jemand meint, er wisse, wie es am besten ist, meint jemand anderes, er wisse, wie es noch besser wäre. Und Sie haben darüber gelesen, dass die Struktur, die im Falle fehlenden Wissens den Wirbel stoppt und vorhandene Intelligenz wieder nutzbar macht, das Experiment ist.

Worüber Sie im Beitrag nicht gelesen haben, ist die für allfällige Diskussionen nützliche Unterscheidung von Meinung und Argument:

Eine Meinung ist die Mitteilung eines Gefühls, 

und also kein Wissen. Ob es sich bei einer Meinung um Wissen handelt, muss sich, siehe oben, erst herausstellen, mithilfe eines Experiments. Der Weg dorthin führt über das Argument:

Ein Argument ist keine Meinung, sondern eine Aussage, die zum Experimentieren einlädt.

Ob es sich bei einer Aussage um eine Meinung oder ein Argument handelt, kann man der Aussage selbst nicht ansehen, entscheidend ist die Intention dahinter:

• Sagt man etwas und begründet das Gesagte durch sein Gefühl, „ich bin mir sicher, dass …,“, „ich bin fest davon überzeugt, dass …“,
• oder ist das Gesagte eine Einladung zur Prüfung: „Ich habe nachgesehen und sehe es so. Hast du auch nachgesehen? Siehst du es anders? Wenn du es anders siehst, dann lass uns gemeinsam gucken gehen, wie es ist – lass es uns ausprobieren.“

Oder anders gesagt:

Wer experimentiert lässt die Realität entscheiden, was Wissen ist.

Bis übernächste Woche!