Motivation ist tückisch

Liebe Leserinnen, werte Leser, 

im Beitrag „Die Tücke von Talent“ vom Dezember letzten Jahres war beschrieben, dass benötigtes Talent (das Potential, aus welchem Können erwachsen kann) nicht wie gewohnt „beschafft“ werden kann, weil es erst bei der Arbeit im Unternehmen bzw. am konkreten Problem sichtbar wird, und nicht schon vorher. In Bewerbungsmappen, Skillprofilen und Einstellungsgesprächen ist Talent deshalb unsichtbar. Talent ist verborgenes Potenzial, es zeigt sich nur in Gegenwart eines (zum Talent) passenden Problems – auf Kommando herstellen lässt es sich nicht.

Ganz ähnlich verhält es sich mit Motivation. Auch die lässt sich nicht auf Kommando herstellen, sind entsteht „von allein“ (emergent) als Resonanz zwischen Kompetenz und Problem. Motivierung von außen, zum Beispiel durch Geld (oder einen Motivierungsworkshop), erzeugt meist erwünschtes Verhalten, aber niemals Motivation. 

Ebenso wie Talent, ist auch Motivation etwas, was eine Person (oder Organisation) ohne fremdes Zutun besitzt. Wenn eine Person Gelegenheit bekommt, auf Basis ihres Talents etwas zu leisten, ist sie motiviert. 

Wenn Talente (Sie) niemanden haben, der Ihnen Probleme zeigt, zu welchen eines Ihrer vielen Talente passen könnte, müssen Sie sich selbst welche suchen. Das eigene Beharrungsvermögen (ein Bedürfnis) steht dem natürlich entgegen – wer sucht sich schon Probleme, die man dann auch noch selbst lösen muss. Im eigenen Interesse läge es, denn nur an Problemen, die die eigene Kreativität fordern, kann sich Können entwickeln. Leicht ist das allerdings nicht. Oft fällt es schwer, Bedürfnisse zu überwinden – man ist dann einfach nicht motiviert (im eigenen Interesse zu handeln). Und weil man einfach nicht motiviert ist, bleibt Motivation verborgen. Das ist das Tückische an Motivation: Wenn man auf sie wartet, bevor (oder damit) man zu handeln bereit ist, hat man schon verloren. Am besten wartet man erst gar nicht drauf und macht sich einfach an die Arbeit.

Bis übernächste Woche!