Rückzug auf Zahlen

29. September 2015 - Ralf Hildebrandt

„Man kann nur managen, was man messen kann!“ 

Wenn die Unterscheidung zwischen Messen und Bewerten nicht zur Verfügung steht, weil beides synonym verwandt wird, bekommt man das gerne zu hören. Mit dem Bewerten ist es aber so eine Sache. Dem entzieht man sich verständlicherweise gerne. 

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Wenn ich etwas auf Zahlen abbilden kann, steht Mathematik als Werkzeug zur Verfügung. Wenn ich es nicht auf Zahlen abbilde, kann ich Mathematik nicht benutzen. Mathematik ist ein gewaltiges Werkzeug. Ich kann immer einmal wieder probieren, ob es etwas bringt, ein Ereignis oder Projekt auf Zahlen abzubilden, um dann mathematisch damit umzugehen. Ob ich dann damit weiterkomme oder nicht, muss ich einfach ausprobieren.

Wer aber der Meinung ist, nur wenn sich etwas auf Zahlen abbilden und mathematisch prozessieren lässt käme er weiter, irrt sich.  
Zwar können Zahlen sehr nützlich sein. Es ist immer eine große Versuchung, sich einzig und allein auf Zahlen zurückzuziehen. Da fühlt man sich sicher. Man gerät argumentativ nicht auf Glatteis und muss nicht mit Überraschungen rechnen. Alles scheint schön aufgeräumt. 

Aber dann gibt es noch den anderen Teil. Der, der sich nicht in Zahlen ausdrücken lässt. Und trotzdem bearbeitet werden muss. Auf der einen Seite ist es wichtig, so viele Zahlen zu produzieren wie nötig und sie zu verwenden. Aber es ist auch genauso wichtig, ganz bestimmte Dinge nicht zahlenmäßig zu behandeln. Sondern zu wissen: da haben Zahlen keinen Platz. Da gehören sie nicht hin. Und wenn sie sich verirrt haben, also sich z.B. Software-Unterstützung irgendwohin verirrt hat, wo man Kreativität benötigt, muss man Software-Entsorgung betreiben. Man muss die Zahlen (die Software, die EDV) dann dort  wieder hinausbefördern. Damit das Rote (das Menschliche, das Kreative) Platz hat, sich zu entfalten.

Denn man braucht beides.

Man kann nicht nur kreativ sein und keine Ahnung von der Welt haben. Und man kann nicht nur Wissen ansammeln und Zahlen, aber kein Gefühl haben für das, was funktionieren könnte. Beides gehört immer zusammen. Man darf es nur nicht verwechseln!

Wenn ich ein blaues Problem habe, darf ich nicht nach roten Lösungen suchen. Und umgekehrt. Nur das ist das Problem. Wenn das verwechselt wird und nicht gedanklich auseinanderhält, droht eine Havarie.
Dann versucht man immer mehr vom Gleichen zur Lösung eines Problems einzusetzen und dadurch wird das Problem vergrößert. Das passiert immer dann, wenn die beiden Anteile rot und blau verwechselt, oder auch nur vermischt werden.

So steckt hinter dem Zitat weiter oben oft viel mehr als man glaubt. 

Hier auch als Zündfunken – direkt aus dem Gespräch: 

Bis nächste Woche!

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Bildnachweis: Stock photo ©Andregric 64099507

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