Von Sammlern zu Erzeugern

31. Mai 2024 - Ralf Hildebrandt

Werte Leserinnen, liebe Leser, 

besonders im Management großer Unternehmen hatte man sich in den vergangenen 100 Jahren daran gewöhnt, auch den nicht-planbaren Teil der Zukunft vorzubereiten und Überraschungen, so gut es ging, zu vermeiden. Um eine Vorstellung davon zu haben was vielleicht kommen könnte, und wie darauf gegebenenfalls zu reagieren wäre, wurde möglichst viel Wissen angesammelt.

Zum Beispiel Wissen über Kunden und Konkurrenten in Form von Marktanalysen, oder auch Wissen in Form von Fortbildungsprogrammen für Führungskräfte, damit auch die fit für die Zukunft sind. So vorbereitet gab es im Idealfall dann gar keine Überraschungen mehr, zumindest keine organisatorisch relevanten. Und wenn doch, dann nur weil irgendjemand etwas falsch gemacht und also nicht gewusst hatte, was er hätte wissen sollen.

Die Zeiten klassischer Zukunftsvorbereitung sind längst vorbei. Heute haben es Unternehmen nicht mehr nur mit verhältnismäßig wenigen Überraschungen zu tun, sondern mit einer Vielfalt davon, auf deren Komplexität man sich auch mit dem kompliziertesten (größten) Wissensvorrat nicht vorbereiten kann. Wissen anzusammeln reicht nicht mehr. Wenn man sich in einer überraschend veränderlichen Marktumgebung zurechtfinden will, muss man die Hoffnung aufgeben, dass man die Überraschungen, mit welchen man fertig werden muss, vorher kennen könnte.

Was man unter hoher Dynamik braucht, sind nicht Strukturen die Wissen sammeln, sondern welche, die Wissen erzeugen. 

Und zwar immer genau dann (und dort), wann (und wo) es gerade gebraucht wird. Das Nutzen von Wissen bleibt natürlich wichtig, Wissen nicht zu nutzen wäre Verschwendung (also nur her mit der KI), es kommt aber etwas Neues hinzu. Nämlich das Handeln auf Basis von Nicht-Wissen, wie es beispielsweise zur Bearbeitung eines überraschenden Problems notwendig ist, für welches es, weil überraschend, noch kein Wissen geben kann. Was man dann braucht, sind Leute mit Ideen. Das Erzeugen von Wissen basiert immer auf Ideen. Ohne Ideen, die man ausprobieren könnte („so könnten wir es vielleicht versuchen“), kann es kein neues Wissen geben. Unter hoher Dynamik ist es deshalb nicht mehr entscheidend, Wissen anzusammeln und zu wissen WIE man (s)ein Unternehmen oder seine Abteilung „richtig“ strukturiert, entscheidend ist es, Leute mit Ideen zu haben (WER), die an der richtigen Stelle sitzen. Oder anders gesagt:

Moderne Unternehmen entwickeln sich „vom Wie zum Wer“. 

Bis übernächste Woche!

 

 

 

 

 

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