Was ist überhaupt ein System?
24. März 2015 - Ralf Hildebrandt
Inzwischen hat es sich herumgesprochen. Wir stecken mitten in einer gesellschaftlichen Transformation, wie sie nur alle paar Jahrhunderte vorkommt. Manche reden vom Zeitalter der Komplexität, manche nennen den Wandel „The Great Transformation“. Schon Peter Drucker hat vor 2 Jahrzehnten von den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gesprochen; auf die wir mit unserem Verständnis von Wirtschaft aus dem letzten Jahrhundert nicht vorbereitet sind. Die BWL ist im Umgang mit Komplexität überfordert.
Welche Theorie hilft heute dabei, „vernetzt“ zu denken? Wohl am besten die funktional orientierte Systemtheorie. Leider ein ziemlich schwer verdauliches Gebilde.
Unsere „Theorieposts“ helfen, die Welt auf der Basis von Unterscheidungen (das ist die Grundlage der Theorie) besser zu verstehen.
Es lohnt sich, das Denken in Netzwerken zu üben. Salopp gesagt, ist ein Netzwerk ein „System“. Darunter versteht jeder etwas anderes. Begrifflich sollte man heute einigermaßen präzise sein. Sonst gerät man im Komplexen schnell ins Trudeln. Sprache kann genauso präzise benutzt werden wie Mathematik. Und wenn unser Zeitalter das Zeitalter der „Kommunikation“ ist, lohnt sich die Mühe vielleicht doch. Also.
Was ist überhaupt ein System?
Am Beispiel des Rechtssystems erklärt Dr. Wohland im Zündfunken was Systeme sind und wie sie entstanden sind.
Systeme sind Spezialisten für ganz bestimmte gesellschaftliche Probleme.
Auch Politik, Wissenschaft und Kunst sind gesellschaftliche Subsysteme, die sich mit der Zeit ausdifferenziert haben.
Kunst etwa ist das System, das sich darauf spezialisert hat, zu unterscheiden ob etwas schön oder hässlich ist.
Gesellschaftliche Subsysteme haben sich herausgebildet, weil es mit steigender Komplexität nicht mehr möglich war, alles in einer Institution abzubilden. So wie das früher wohl ein Fürst sein konnte. Die Gesellschaft hat heute keine Adresse mehr.
Ein gesellschaftliches System besteht ausschließlich aus Kommunikation. Die Subsysteme unterscheiden sich durch den Kommunikationstyp.
Ein System entsteht immer dann, wenn eine Operation eine Folgeoperation ermöglicht. Es ist nur interessant, ein Gehalt zu bekommen, solange man dieses auch wieder ausgeben kann. Fehlt die Folgeoperation, löst sich ein System auf. Der Tausch ist die Grundoperation des Systems Wirtschaft. Kann man Geld nicht mehr gegen Ware tauschen, gibt es auch keine Wirtschaft mehr.
Jedes System orientiert sich nur an einem einzigen Zweck – seinem Überleben. Es geht nur darum, ob die Folgeoperation stattfinden kann oder nicht. Außer der eigenen Fortsetzbarkeit hat ein System kein Kriterium. Schon gar nicht etwas Vernünftiges. Damit lässt sich viel erklären! (Teil 2 folgt)
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Foto: Gabriela Neumeier, „In freudiger Erwartung..“ Some rights reserved.www.piqs.de
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