Wursteleien, Teil I
3. Dezember 2020 - Ralf Hildebrandt
Liebe Leserinnen, werte Leser,
Darwin hat gesagt, ein Lebewesen lebt, weil es an seine Umgebung angepasst ist. Wenn es diese Anpassung verliert, stirbt es. Wenn etwas lebt, kann man also davon ausgehen, dass es angepasst ist.
Ein existierendes Unternehmen, welches nicht gerade auf dem letzten Loch pfeift, müsste also bereits angepasst sein. Allerdings kann man die Anpassung nicht sehen, zum Beispiel in einem Org-Chart. Es finden sich auch sonst keinerlei Unterlagen darüber, wenn Mitarbeiter in dynamischer Marktumgebung mit einem Kunden in Kontakt geraten und feststellen, dass es bei diesem Kunden nicht so funktioniert, wie es der Prozess vorsieht. Also wursteln sie sich durch:
„Wenn das so nicht geht, dann lass es uns eben anders versuchen. Nur dieses eine Mal. Das nächste Mal machen wir es dann wieder ordentlich.“
Mitarbeiter wursteln, damit es weitergeht.
Denn so, wie es Vorschrift ist, geht es nicht weiter. Das können sie ja praktisch feststellen (nur sie). Also tut man irgendetwas, was geht. Mit mehr oder weniger schlechtem Gewissen und immer mit dem Vorhaben, es nächstes Mal wieder richtig zu machen.
Und dann macht man die Erfahrung, dass es das nächste Mal schon wieder nicht so ist, wie es im Prozess steht. Und man fängt wieder an zu wursteln. Oft ist es so, dass sich Wurstelei stabilisiert. Man gewöhnt sich an die ständige Wiederholung.
Solche Wurstelei-Hotspots sind Inseln hoher Dynamik. In ihnen steckt die Zukunft, nach der dynamikempfindliche Unternehmen ständig suchen. Das Problem ist nicht die Anpassung. Das hat die Organisation längst gelöst (und Darwin entdeckt). Das Problem ist, dass man nicht darüber reden darf.
Und wie das nun wieder zu verstehen ist, lesen Sie dann in Teil II am Freitag vor dem 4. Advent.
Bis übernächste Woche!
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