Management „4.0“ – ein ganz alter Hut?

29. Juli 2016 - Ralf Hildebrandt

Gestern im Webinar zum dynamikrobusten Projektmanagement (Aufzeichnung hier) sind wir es historisch angegangen. Wie sind Projekte eigentlich in die Welt gekommen? Was war das Erste? Warum? Und wie kann das ganz ohne PM Standards funktioniert haben?

Nächste Woche am 4.8. geht es um „Management 4.0“ (Anmeldung hier). Auch hier hilft für den Einstieg ein Blick in die Mottenkiste. Sie kennen vielleicht die Idee, dass wir „Management“ als Einheit der Unterscheidung von Steuerung und Führung begreifen. Damit ist gemeint, dass zwar beides immer zusammen auftritt. Aber erst die gedankliche Unterscheidung (Denkwerkzeug) hilft dabei, die Fragen moderner Organisation zu beantworten. Heute ist bekannt, dass Anweisungen und Kontrollmechanismen (sprich: Steuerung) bei Dynamik nicht helfen. Sondern das Problem eher verschärfen. Wenn also die Steuerung versagt, gilt es auf Führung umzuschalten. Den Gedanken können Sie nur fassen, wenn Ihnen vorher eine nützliche Unterscheidung zur Verfügung stand. Anmerkung: Sie können statt Führung auch den Begriff Leadership verwenden – man muss nur wissen, was gemeint ist. 

Fast könnte man jedenfalls den Eindruck gewinnen, dass das Ergänzen von Steuerung durch Führung eine ganz neue Geschichte ist. Das Angebot an Führungsseminaren ist groß – obwohl man Führung gar nicht lernen kann. Ist Führung denn etwas ganz Modernes? Nein.

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Führung gab es schon bei den Steinzeitmenschen. Einer musste vorangehen, wenn man das Mammut zur Strecke bringen wollte. Dem musste man vertrauen. Sonst konnte man sich besser gleich hinter dem nächsten Baum verstecken. Irgendeiner der Lendenschurztruppe hatte also Ansehen. Dem konnte man folgen. Seminare hatte der sicher nicht besucht. Es war eben Teil von ihm (ihr?) – ein Talent.

Führung war zuerst da.

Erst viel später kam mit der Entstehung wertschöpfender Organisationen die Steuerung hinzu. Der erste Organisationstyp in diesem Sinne war das Handwerk, die nächste Stufe war die Manufaktur. Die war zwar noch nicht mehr als das örtliche Zusammenziehen verschiedener Handwerke. Aber doch der erste größere Schritt in der Steigerung der Arbeitsproduktivität. Vielleicht gab es so etwas wie industrielle Fertigung schon zur Zeit des Römischen Reiches – wohl aber nicht in dem Ausmaß. Den Manufakturen schloss sich der Taylorismus an. Mit einem Quantensprung in der Produktivität. Die Manufakturen starben fast gänzlich aus. Das Geniale am Taylorismus war, dass man auf menschliche Kreativität (mit all ihrer Unwucht) in großen Teilen verzichten konnte und der Laden ausgerechnet deshalb mit hohem Output lief. Darauf muss man erst einmal kommen. Und diese Phase war dermaßen erfolgreich, dass man wohl vergessen hat, dass von Führung in der langen Zeit davor täglich Gebrauch gemacht wurde. Talentorientierte Führungskräfteentwicklung war eingebaut. Einfach so.

Heute gilt es, dieses verschüttetete Gut wieder auszugraben. Es geht darum etwas wieder zu beleben, was man schon einmal konnte. Zumindest für diejenigen Unternehmen, die auf (echte) Projekte als Teil ihrer Wertschöpfung nicht mehr verzichten können.

Einen Beitrag dazu werden wir nächste Woche im Webinar (s.o.) leisten und u.a. folgende Fragen beantworten:

  • Wann versagt Steuerung (und warum sie deshalb nicht schlecht ist)?
  • Was es bedeutet, Probleme und Talente in „Resonanz“ zu bringen?
  • Wie man schnell zu Ansehen kommt, wenn man heute keines hat?

Und es wird auch ein wenig provokativ. Wir klären auch:

  • Warum aufrichtige Manager keine sind (ui ui ui!)?
  • Warum man Führung nicht lernen kann?
  • Warum Organisation bei mangelnder Führung verblödet?

Wenn Sie nicht direkt dabei sein können, empfehlen wir Ihnen die Aufzeichnung – erhältlich am Tag danach. 
Oder eine Denkwerkstatt zum Thema. 

Bis dann!

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